Spieleabend
23 Mai 2022
Was Data Analytics und Digitalisierung angeht, liegen alle Puzzlestücke die wir brauchen auf dem Tisch. Lasst uns das Bild endlich gemeinsam zusammensetzen.
Es ist nur mein Bauchgefühl, aber manchmal liegt man ja auch damit richtig: “The science is settled”, was die intelligente Nutzung von Big Data im Immobilien-Investment angeht. Wer als Akteur*in und Stakeholder*in im Marktsektor mit Begriffen wie Predictive Analytics bis heute nichts anfangen kann, wird im Wettbewerbsfeld wahrscheinlich gerade nach hinten durchgereicht – auch wenn er es vielleicht noch nicht selbst merkt. Die intelligente, daten- und KI-gestützte Vorbereitung von Investitionsentscheidungen und strategischen Weichenstellungen ist längst vom coolen Early Adopter-Status in die neue Normalität der Alltagsanwendung gewandert. Die Ausdifferenzierung im Spitzenfeld des Wettbewerbes hängt aktuell nicht mehr davon ab, ob Marktakteure eine der Plattformen für Data Analytics überhaupt nutzen, sondern von der Art und Weise, wie datenbasierte Entscheidungen über Investments schlüssig und lebenszyklus-orientiert in eine digitale Gesamtstrategie eingebunden sind.
Ein konkretes Beispiel aus dem Arbeitsalltag unserer Immobilien-Teams, angesiedelt an der Schnittstelle von Investitionsentscheidung und -umsetzung: Auch die besten und zuverlässigsten Prognosetools geben immer nur eine gewisse Spannbreite an, in der sich an einem bestimmten Standort Nachfrageprofile, Demographie, Nutzerverhalten, Einkommensentwicklungen, Mobilitätsbedürfnisse, Miet- und Kaufpreise etc. entwickeln werden. Innerhalb dieses Toleranzbereiches können Schwankungen von wenigen Prozentpunkten substanziellen Einfluss auf den ROI haben. Dabei sind Faktoren, deren Entwicklung auch mit den intelligentesten Digitalplattformen nicht sinnvoll vorauszusagen ist, noch gar nicht eingerechnet – beispielweise die dynamische Entwicklung der Klimaschutz-Gesetzgebung oder stadtplanerische Entscheidungen auf lokaler Ebene.
Was die Lösung dieses Problems angeht, kommt es mir manchmal so vor, als lägen alle Einzelstücke eines Puzzles auf dem Tisch und wir haben die noch fehlenden Teile einfach noch nicht an den richtigen Stellen ins Motiv gesetzt. Es ist auch für uns immer wieder faszinierend, wie konsequent sich ganze Prozessketten digital optimieren lassen, wenn man den „physikalischen“ Asset-Lebenszyklus konsequent mit einem digitalen Zwilling begleitet. Ganz gleich, ob es sich um ein Neubau-, Umbau-, Erweiterungs- und Konversionsprojekt handelt - wer ein Vorhaben unter diesen Rahmenbedingungen beginnend mit der Investitionsentscheidung konsequent mit den neuesten Standards der Big Data Analyse und des Building Information Modeling (BIM) konzipiert, plant, realisiert und betreibt, ist besser gerüstet, um im oben skizzierten Schwankungsbereich im ökonomischen Optimum zu bleiben.
Ich denke, wir müssen als Akteur*innen im Immobiliensektor manchmal den Mut haben, noch radikaler und disruptiver zu denken. Die Taktzahl der Branche wird sich unweigerlich kontinuierlich erhöhen. Wir können heute schon vor einer Transaktionsentscheidung mit relativ geringem Ressourceneinsatz Planungsvarianten hinsichtlich ihrer Rentabilität, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit in einer Detailtiefe simulieren und vergleichen, die früher erst nach der Unterzeichnung des Kaufvertrages wirtschaftlich gewesen wären. Diese digitale Basis kann nach einer positiven Investitionsentscheidung nahtlos in die nächsten digitalen Konkretisierungsstufen einfließen. Und in allen Stufen zeigt der Entwicklungsvektor weg von der Excel-Tabelle und hin zum vollvernetzten Monitoring-Dashboard mit Visualisierung und Auswertung von Echtzeit-Daten.
Mein Bauchgefühl ist übrigens dann am besten, wenn wir gemeinsam mit dem Kunden am Tisch sitzen und dieses digitale Puzzle komplettieren. Etwas Spieltrieb hat der Digitalisierung im Immobiliensektor noch nie geschadet – ganz im Gegenteil.