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Torsten Blohmer

Head of Division Water Management East

„Bad News is Good News“ lautet eine der wichtigsten Grundregeln des Journalismus – insofern ist es verständlich, dass die eine oder andere Meldung zur Hochwasserentwicklung in Deutschland in den letzten Wochen etwas zu alarmistisch ausgefallen ist. Zur Einordnung: Das aktuelle Geschehen war nicht vergleichbar mit den Ereignissen im Jahr 2002 in Sachsen, 2013 an der Elbe und 2021 im Ahrtal. Wir hatten es überwiegend mit regionalen Schwerpunkten im südöstlichen Niedersachsen, im südwestlichen Sachsen-Anhalt und im westlichen Thüringen zu tun, verursacht durch langanhaltende Niederschläge und (teilweise) auch durch Schneeschmelze.

 

Hochwasserschutzmaßnahmen: Sorgfältige Planung und Umsetzung zahlen sich aus

Die erfolgreiche Bewältigung der Situation, beispielsweise an der Elbe in Dresden – mit der Hochwasserstufe 3 – macht keine Schlagzeilen, zeigt aber einmal mehr, dass sich sorgfältig geplante und umgesetzte, vorbeugende Schutzmaßnahmen auszahlen. Gefährdete Städte und Kommunen, die technisch, organisatorisch und strategisch gut aufgestellt sind, gehen deutlich entspannter mit den Ereignissen um. Dabei gilt es, kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen sinnvoll und effizient zu kombinieren. Auch, aber nicht alleinig mit großen, aufwändigen und investitionsintensiven Baumaßnahmen. Zusätzlich kann die Berechnung verlässlicher Deichbruch-Szenarien helfen, die Einsatzkräfte und Hilfsgüter im Ernstfall so einzusetzen und zu lokalisieren, dass Mensch und Tier geschützt werden können und finanzielle Schäden minimiert werden.

Zum absoluten Pflichtprogramm gehört die regelmäßige Überprüfung der Sicherheit und Funktionsfähigkeit von Talsperren. In ihrer Doppelfunktion als Rückhalteräume bei Hochereignissen und als Speicher für die Brauchwasserbereitstellung sind sie Schlüsselelemente im überregionalen Wassermanagement. Ihre Instandhaltung, Modernisierung, technische Optimierung und intelligente Steuerung machen einen entscheidenden Unterschied. Dabei müssen auch die Zielkonflikte, die mit der Steuerung ihrer Wasserstände verbunden sind, offen diskutiert und weiterentwickelt werden.

Auf der ganz langen Zeitskala bewegen wir uns leider, wenn es um Deichrückverlegungen und die Schaffung neuer Polder und Retentionsräume geht. Solche Projekte brauchen wegen der Vielzahl von Betroffenen, Nutzern, Eigentümern und beteiligten Entscheidungsträgern neben ingenieurtechnischer Expertise unglaublich viel Erfahrung in den Bereichen Projektmanagement, Kommunikations- und Stakeholder Management, Umweltplanung sowie Genehmigungsmanagement. Das sind wirklich „dicke Bretter“ – die aber durchaus erfolgreich gebohrt werden können, wenn man konsequent interdisziplinär und kooperativ arbeitet und die Möglichkeiten der Digitalisierung voll ausschöpft. Ungeachtet dessen benötigt es hier verschlankter Genehmigungsprozesse, für die aber nur die Politik eine neue Ausrichtung schaffen kann.

In diesen Kontext passen neue, naturbasierte Lösungen im Hochwasserschutz sowie Schwammstadt-Konzepte (Beispiel: „Sponge City“ Berlin), die das Postulat „Beton gegen Wasser“ sukzessive ablösen können. Im urbanen Umfeld gehört hybriden, multifunktionalen Schutz- und Nutzbauwerken die Zukunft. Hier gilt es, öfter mal tradierte Pfade zu verlassen, die Fantasie spielen zu lassen und Mut für unkonventionelle Lösungen zu entwickeln. Wir lassen uns da gerne auch von unseren zahlreichen Arcadis-Kolleg*innen inspirieren, die auf der ganzen Welt an ähnlichen Herausforderungen arbeiten.

Konzepte für ein nachhaltiges Wassermanagement bringen dauerhaften Mehrwert

Unsere Erfahrung der letzten Jahre: Im Hochwasserschutz ist Lernen durch Schmerz weder zielführend noch zeitgemäß. In der Privatwirtschaft warten vorausschauende Entscheidungsträger und Verantwortliche nicht mehr, bis Extremereignisse Handlungsdruck erzeugen. Wir sehen aber auch im öffentlichen Umfeld eine wachsende Nachfrage nach langfristigen, strategischen und digital optimierten Konzepten für ein nachhaltiges Wassermanagement, das die Resilienz gegenüber saisonalen Hochwasserereignissen organisch einbezieht. So aufgestellt, würden die Pegelstände in Zukunft weniger Anlass für alarmistische Berichterstattung liefern. Uns wäre es eine Freude und ein Anliegen …

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